Hab das vor ner halben Ewigkeit mal geschrieben, als ich überlegt habe wie man noch über den Charakter eines Tibet Terriers so schreiben kann...
Ein "fiktives Interview" mit meiner mittlerweile verstorbenen Ganesha. Ich kann mir durchaus vorstellen das es so gelaufen wäre wenn sie sprechen könnten ;-)
Viel Spaß beim Lesen .....
WIE bist Du eigentlich ?
Interviewpartner
Ganesha, Tibet Terrier Omi.....
Reporter: „Hallo Ganesha, schön, dass Du Dir die Zeit nimmst ...“
Ganesha: „Kein Problem, hab grad nix vor. In meinem Alter hat man nicht unbedingt einen vollen Terminkalender. Also, leg los, was willst Du wissen?“
R: „Na, Du gehst ja ran, seid ihr immer so forsch?“
G: „Was heißt hier forsch, wir sind, sagen wir mal, ehrlich und direkt. Normalerweise sind wir Fremden gegenüber erstmal zurückhaltend. Aber ich bin
da eine Ausnahme, ich bin Fremden gegenüber recht offen und springe sie auch immer fröhlich an, zumindest bei uns zuhause.
Auf unbekanntem Terrain bin auch ich typisch Tibi-vorsichtig gegenüber Fremden. Es kann schon ne Weile dauern, bis wir neue Freunde akzeptieren. Wir sind ehrliche Zeitgenossen und haben unsere
ganz eigene Persönlichkeit.“
R: „Persönlichkeit? Du? Du bist ein süßer Wuschelkopf, mit tollen Knopfaugen …. Was brauchst Du Persönlichkeit? Das reicht doch schon um als Hund beliebt zu sein ...
“Ganesha dreht ab und geht ...
R: „Warte ...! Was biste denn sofort eingeschnappt? Komm zurück!
Tut mir leid … wusste ja nicht, dass Dich das so trifft …
“Ganesha kommt zurück und setzt sich wieder…
G: „Eingeschnappt? Pffft! Das habe ich nicht nötig ...
Wenn mir was nicht passt, dann stell ich ruck zuck auf stur. Das muss ich mir nicht geben...
Ich will doch nicht beliebt sein - ich muss nichts tun, um zu gefallen.
Da musst Du Dich an andere Rassen wenden. Ich will keine Namen nennen, sonst bekomme ich noch Ärger, wenn wir uns demnächst wieder auf der Wiese treffen ...
Du scheinst ja wirklich gar nichts von uns zu wissen, sonst würdest Du nicht solch dumme Bemerkungen machen. Wir sind äußerst sensibel und intelligent.
Unser hübsches Äußeres scheint leider viel zu oft im Vordergrund zu stehen. Dabei sind und können wir viel mehr ...“
R: „Sorry ...“
(er krault Ganesha sanft zuerst das Ohr und dann die Stelle über der Kruppe und sie denkt sich: „aaaahhhh, ooohhhh, geht doch, etwas weiß er ja doch schon über uns ...“)
R: “Gut, Persönlichkeit habt ihr, das steht schon mal fest. Aber ihr scheint auch ganz schöne Dickköpfe zu sein, oder?“
G: „Ja, das ist wohl so ... also das können wir besonders gut! Man muss echt schon wissen, wie man mit uns umgeht, sonst stellen wir auf Durchzug. Mit Druck oder Härte bist Du bei uns an der falschen Adresse. Darum gelten wir manchmal in den Hundeschulen schon als etwas, naja, eigensinnig oder schwierig.
Dabei sind wir eigentlich ganz einfach zu handlen, man muss uns eben zu nehmen wissen. Also der Halter eines Tibis sollte uns gegenüber schon eine Portion Sturheit besitzen, sonst geht ihm schnell der Atem aus ...“
R: „Wie könnte das aussehen?“
G: „Nun, damit ein Miteinander klappt, müssen sich die Herrchen und Frauchen schon ins Zeug legen. Sie sollten eine Bindung zu uns aufbauen. Und durch Motivation und Lob können wir schon so manches leisten. “
R: „Und was könnt Ihr denn so leisten?“
G: „Wir Tibis können ne ganze Menge, wenn wir wollen und gesundheitlich nix dagegen spricht. Das fängt bei einfachen Übungen im Haus an.
Viele von uns machen Hundesport, Dogdance, Agility usw. Auch die Begleithundeprüfung kann man mit uns ablegen, aber wie gesagt, dafür muss Frauchen schon ganz schön was leisten.
Wir können das alles, aber wir tun das nur, wenn das Team funktioniert und wir Spaß daran finden. Es liegt also meistens nicht an uns, wir machen vieles mit links. Wir sind sehr wendig und
temperamentvoll, das liegt uns im Blut. Aber wir sind nicht alle gleich, nur weil wir von einer Rasse sind. Gerade, weil wir so viel Persönlichkeit und Intelligenz besitzen, gibt es von uns die
verschiedensten Vertreter. Man muss schon genau hinsehen und austesten, was uns Spaß macht, das kann man nicht pauschalisieren.
Natürlich gibt es unter uns aber auch die ruhigeren Vertreter, die z.B. mit Hundesport erstmal nix anfangen können. Da muss ein Halter schon ganz genau beobachten, um das zu erkennen. Er muss dann eben an seiner Motivations-Strategie arbeiten. Wer sich einen Hund anschafft für einen bestimmten Zweck, z.B., weil er unbedingt dieses oder jenes mit dem Hund erreichen will, der sollte lieber die Finger von uns Tibis lassen. Man weiß nie, was man bekommt und sollte mit dem leben können, was mal aus uns wird.
Und: Wir wollen, dass man auf uns eingeht. Wir sind sehr sensibel und benötigen viel Zuwendung. Wir wollen in der Regel beschäftigt werden und wollen überall dabei sein!“
R: “Das hört sich aber anstrengend an ... „
G: „Ganz und gar nicht. Wir sind nicht ständig wild und durchgedreht. Wir Tibis sind absolut anpassungsfähig. Unser großes Plus ist, dass wir uns
unseren Familien anpassen, d.h., wir passen uns dem Rhythmus an und werden quasi eins mit der Familie bzw. dem Herrchen/Frauchen.
Z.B. genießen wir es, im Haus ganz relaxed auf dem Rücken auf der Couch zu liegen (wenn man uns lässt) und gekrault zu werden, lieben lange
Spaziergänge oder mit Frauchen ins Büro zu gehen, um dann ganz entspannt neben dem Bürostuhl zu liegen. Oder mit uns ins Café oder Restaurant zu gehen ist auch kein Problem. Frauchen hat mir
schon von klein auf alles gezeigt und so bin ich in solchen Situationen auch ganz locker und ruhig.
Aber wenn die Leine in die Hand genommen wird und es geht ab auf die Felder und Wiesen, ja, dann drehen wir auf und sind im Nullkommanichts von 0 auf 100. Wir gehen ab wie Schmidts Katze ... Da
kannste nur staunen. Denn wir sind auch verdammt schnell.“
R: „Schnell? Viele von Euch sehen aus als hätten sie n paar Hundekekse zu viel bekommen …?“
G: „ Na na, nicht wieder unverschämt werden - wie oft ich das schon gehört hab ...
Ich glaub, ich kauf Frauchen mal n T-Shirt mit der Aufschrift: Das ist nur Fell! und: Jaaaaa! wir sind verdammt schnell! Meine Tibi-Mitbewohnerinnen sind sogar schon bei nem Hunderennen
mitgelaufen. Gut, sie haben zwar nicht gewonnen, aber verloren auch nicht. Aber das ist uns egal, wir machen alles mit, was Spaß macht. Und: ist Frauchen glücklich, sind wir es in der Regel auch
– und umgekehrt genauso.“
R: „Das hört sich ja alles schon gut an, aber jetzt mal raus mit der Sprache: Wo sind Deine großen Schwächen?“
G: „ Du meinst außer Hundekekse? (Ganesha lacht) Spaß beiseite, wir können nämlich auch ganz lustig sein. Es gibt regelrechte Clowns unter uns ...
Aber- wo waren wir? ach ja- Schwächen ...
hmmm … also wir können recht wachsam sein, aber ist das gleich eine Schwäche? Ich für meinen Teil verbelle ganz gerne mal die Leute, die an unserem Gartenzaun vorbeigehen.
Doch es gibt auch Ausnahmen, wie in allem ...
(Ganesha wird nachdenklich …) Je mehr ich darüber nachdenke, irgendwie kann ich Dir doch überhaupt nicht sagen, wie ein Tibi ist….“
R: „Hä? Wie jetzt?“
G: „Ständig sage ich: doch, es gibt auch Ausnahmen. Und: nicht jeder Tibi ist so oder so ….
Nun, es ist doch so: Es gibt Beschreibungen für jede Rasse, wie der eine ist, und wie der andere ... Aber das ist doch keine Garantie, dass der jeweilige Hund später diese Beschreibungen auch erfüllt. Sicher, es gibt Qualitäten, die bestimmte Rassen mit sich bringen, wie z.B. die Wendigkeit eines Tibi. Doch ob er dadurch später auch eine motivierte Sportskanone wird, ist doch nicht gesagt …“
R: „Hmmm, klingt einleuchtend“.
G: „Wir gelten als kinderlieb und ruhig im Umgang mit Kindern, aber nicht jeder Tibi mag Kinder! Man muss uns einfach so gut kennenlernen, das man merkt, was uns liegt und was nicht. Es stellt manche Halter schon vor eine große Aufgabe, den Hund zu motivieren, das kann eine recht langwierige und aufreibende Arbeit werden ...
Und noch was: Faktoren wie: Haltung, Aufzucht, Prägung und Sozialisation beeinflusst doch maßgeblich die Entwicklung eines Hundes. Da kann man so viel Positives beeinflussen, leider aber auch
viele Fehler machen. Der größte Fehler ist jedoch, sich ein festes Bild von einem Hund zu machen, den man sich ins Haus holt. Da hat der Zwerg doch schon verloren ...
Wie soll er so was erfüllen? Er braucht Zuwendung, Anleitung, Respekt, Toleranz, Gesellschaft, Schutz und Liebe, um sich zu entwickeln.“
R: „Also doch anscheinend ein einfaches Rezept.“
G: „ Für Dich vielleicht, weil Du es erkannt hast. Leider sind noch zu viele dabei, die es nicht erkennen wollen. Denn, was ich definitiv über uns
Tibis sagen kann ist, dass wir äußerst sensibel sind und als vollwertiger Teil der Familie gelten wollen. Auf uns muss man sich einstellen, einen langen Atem und Geduld haben und wir wollen so
geliebt werden wie wir sind.
Man muss uns als Persönlichkeit mit einem ganz individuellem Charakter akzeptieren und sich auf uns einlassen ...
Wenn man bereit ist, uns das zu geben und einfach erstmal nicht mehr von uns erwartet, als eine Bereicherung für das Leben zu sein, dann garantiere ich Dir einen Glücksmoment nach dem anderen, im Zusammenleben mit einem Tibi! „
„Denn das war und ist ein Tibi seit eh und je: Ein Glücksbringer!“
Der Reporter streicht Ganesha die Haare über die Stirn und schaut ihr tief in ihre dunklen runden, schon leicht alterstrüb gewordenen Augen.
Er gibt ihr einen dicken Schmatz auf die Nase, sagt „Danke“ und zieht von dannen.
Nicht ohne dieses Lächeln in den feucht gewordenen Augen, welches jeder kennt, der sich intensiv mit einem Tibi beschäftigt ...
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